Wiederherstellung artenreicher Offenlandlebensräume am Liethberg bei Unsen

Extensive Beweidung: Pflegemaßnahmen im FFH-Gebiet „Hamel und Nebenbäche“

Dank enger Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz werden die sonnigen Steilhänge am Liethberg bei Unsen nun nach mehreren Jahren wieder extensiv beweidet. Auf dem brachgefallenen Hang hatten sich dichte Schlehengebüsche auf dem ehemals artenreichen Grünland im FFH-Gebiet „Hamel und Nebenbäche“ ausgebreitet. Nachdem die Fläche Anfang 2024 durch die Ökologische NABU-Station Oberes Wesertal (ÖNSOW) im Rahmen der Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten von Gebüschen befreit wurde, grasen seit Kurzem wieder Weidetiere auf dem Liethberg.

Der erste Weideauftrieb

Am Freitag, den 13. Juni 2025, erfolgte der erste Weideauftrieb: Eine kleine Herde aus Schafen und Ziegen übernimmt nun die nachhaltige Pflege der Fläche. Bei den robusten und anpassungsfähigen Shropshire-Schafen handelt es sich um eine alte Haustierrasse aus England, die sich besonders für extensive Beweidungsprojekte eignet. Doch auch die Ziegen leisten auf dem steilen Gelände einen wichtigen Beitrag: Durch ihre Vorliebe für Gehölze tragen sie gezielt zur Eindämmung junger Strauchaufwüchse bei und verhindern so eine erneute Verbuschung. Die Tiere werden von Landschaftspfleger Moritz Rahlfs (Ökologische Landschaftspflege Weserbergland) aus Brullsen betreut, der nach dem Auftrieb mit seiner Partnerin Meike Kohzer und Hütehund Claus-Dieter zufrieden beobachtet, wie die Weidetiere ihre neue Umgebung zunächst aufmerksam erkunden und sich anschließend zügig über das frische Gras hermachen.

Die Beweidung erfolgt in den nächsten Monaten auf fünf Parzellen, die im Wechsel genutzt werden, um eine gleichmäßige und schonende Nutzung sicherzustellen.

Schafe laufen vom Hänger: Die robusten Shropshire-Schafe verlassen neugierig den Transportanhänger und betreten ihr neues Weideareal im FFH-Gebiet „Hamel und Nebenbäche“.
Auch dornige Rosensträucher bleiben von den Ziegen nicht verschont.

Lebensraum schützen durch extensive Beweidung

Steilhanglagen mit extensiv genutzten, artenreichen Grünlandflächen sind vielerorts von Nutzungsaufgabe betroffen. Der Rückgang traditioneller Bewirtschaftungsformen führt dazu, dass ehemals offene Flächen zunehmend von Gehölzen überwachsen werden. Dadurch gehen wertvolle Lebensräume für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten verloren.

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, plant und begleitet die Ökologische NABU-Station Oberes Wesertal (ÖNSOW) gezielte Pflegemaßnahmen zur Erhaltung und Wiederherstellung des Offenlandcharakters. Dabei gilt extensive Beweidung als naturschutzfachlich besonders wertvolles Pflegeinstrument. Sie fördert die Strukturvielfalt, erhält offene Bodenstellen sowie lückige Vegetation und schafft damit Lebensraum für spezialisierte Pflanzenarten und Insekten. Im Gegensatz zur intensiven Landwirtschaft erfolgt die Nutzung mit geringer Besatzdichte und ohne Düngung, was eine Förderung standorttypischer, konkurrenzschwacher Arten ermöglicht.

Extensive Beweidung nur mit Hilfe aller Akteur*innen

Die Umsetzung des Projekts erforderte im Vorfeld eine enge Abstimmung zwischen verschiedenen Akteur*innen. Erst durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Realverband Groß Hilligsfeld als Flächeneigentümer, der neben der Bereitstellung der Fläche auch den Bau einer Zuwegung ermöglichte, sowie mit der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Hameln, die die Maßnahme finanziell unterstützt, konnte die extensive Beweidung realisiert werden.

Schafe laufen vom Hänger: Die robusten Shropshire-Schafe verlassen neugierig den Transportanhänger und betreten ihr neues Weideareal im FFH-Gebiet „Hamel und Nebenbäche“.
Landschaftspfleger Moritz Rahlfs und seine Partnerin Meike Kohzer betreuen die kleine Herde, die künftig für die naturschutzgerechte Pflege der Grünlandflächen sorgt.

„Projekte wie dieses zeigen eindrucksvoll, wie wichtig eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist“, erklärt Lisa-Marie Hille, Projektleiterin bei der Ökologischen NABU-Station Oberes Wesertal. „Nur gemeinsam können wir die Erhaltung unserer Kulturlandschaften ermöglichen und artenreiche Lebensräume wie das Grünland am Liethberg langfristig bewahren.“

Die ÖNSOW dankt allen Beteiligten für ihr Engagement und freut sich über die Rückkehr der Weidetiere auf den Liethberg – ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaften und der Biodiversität im Weserbergland. Über die Aufgaben und weiteren Projekte Ökologische NABU-Station Oberes Wesertal können Interessierte sich auf der Website www.oensow.de informieren.

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