Wasserbüffel in Essel – neue Landschaftspfleger im Aller-Leine-Tal

v.l.n.r.: Tino Bullmann (Bio-Landwirt & Büffeleigentümer), Uwe Harms (NABU-Mitglied und Förderer), Nina Gunselmann (NABU Stiftung Nationales Naturerbe, Flächenbetreuung), Maria Müller (Ökologische Station Aller-Böhme, Projektkoordinatorin)

Die rund 14,5 Hektar große Fläche bei Essel gehört größtenteils der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Entlang der Aller liegen kleinere Teilflächen im Besitz der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV).

Obwohl die Fläche schon seit Jahren extensiv bewirtschaftet wurde, stellte sich die gewünschte Entwicklung hin zu einer artenreichen Nasswiese nicht ein. Statt eines vielfältigen Mosaiks aus Röhrichten, Seggenrieden und feuchten Wiesen dominierten weiterhin als Intensivgrünland einzuordnende Grünlandbereiche.

In Trockenzeiten fielen viele der kleinen Gräben, Senken und Tümpel regelmäßig trocken, während Röhricht und Gehölze ungehindert vorrückten. Bis Mitte 2025 wurde das Gebiet noch abschnittsweise mit Mutterkühen beweidet und teilweise gemäht – doch eine echte ökologische Aufwertung blieb aus.

Neue Wege für mehr Artenvielfalt

Im Jahr 2023 wandte sich der NABU an die Naturschutzstiftung Heidekreis und die Ökologische Station Aller-Böhme, um gemeinsam zu prüfen, wie die Fläche im Sinne des Naturschutzes weiter aufgewertet werden kann.

Bereits 2024 wurde der Entwässerungsgraben verschlossen und Uferstauden im Sinne des Lebensraumtyps Feuchte Hochstaudenfluren (LRT 6430) eingesät. Parallel dazu entstand die Idee, Wasserbüffel als natürliche Landschaftspfleger einzusetzen – eine ideale Wahl für das anspruchsvolle Gelände, das in weiten Teilen zeitweise nass ist und von kleinen Gewässern, Röhrichten und Gehölzgruppen durchzogen wird.

Warum Wasserbüffel?

Die Tiere sind perfekt an nasse Standorte angepasst. Sie fühlen sich in sumpfigen Bereichen wohl, halten Gewässerränder offen und schaffen durch ihre Suhlen immer wieder neue Kleingewässer – wertvolle Lebensräume und Nahrungshabitate für Amphibien, Insekten und Wiesenvögel wie das Braunkehlchen.

Durch ihre ausdauernde, aber schonende Beweidung verhindern sie die Verbuschung und fördern zugleich artenreiche Wiesenbestände. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rinderrassen sind Wasserbüffel weniger wählerisch und sorgen damit für ein vielfältiges Landschaftsbild.

Wasserbüffel in Essel: Die Tiere fühlen sich auch in sumpfigen Bereichen wohl und leisten wertvolle Landschaftspflege. Foto: Ökologische Station Aller-Böhme

Natürliche Landschaftspfleger

Wasserbüffel tragen mit ihrem Verhalten entscheidend zur Strukturvielfalt bei.
Durch das Freihalten und Verdichten von Gewässerrändern wird durch das Freihalten von Gewässerrändern und Verdichten der Sohle der Verlandung entgegengewirkt – ein wichtiger Beitrag für Arten wie den Kammmolch, der auf offene, fischfreie Kleingewässer angewiesen ist.
Zudem entstehen durch ihre Suhlen immer wieder neue, temporäre Tümpel, die als Lebensräume für Amphibien, Libellen und Wiesenvögel dienen.

Auch für das Braunkehlchen, dessen Bestände an der Aller seit Jahren zurückgehen, kann die Beweidung von großem Nutzen sein: Offenere, strukturreiche Flächen bieten ideale Brutbedingungen. In anderen Projekten konnten mit ähnlichen Maßnahmen bereits Erfolge erzielt werden.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Rinderrassen sind Wasserbüffel weniger wählerisch. Sie fressen auch Schilf, Weiden und Binsen und verhindern so deren unkontrollierte Ausbreitung. Die extensive Beweidung schafft zugleich artenreiche Wiesen und Lebensräume für spezialisierte Insektenarten – nicht zuletzt durch den nährstoffreichen Dung, der vielen Käfern und Fliegen als Lebensgrundlage dient.

Neugierige Landschaftspfleger. Foto: Ökologische Station Aller-Böhme

Zusammenarbeit und Pflege

Die Fläche wird von NABU und WSV bereitgestellt. Als erfahrener Partner konnte Tino Bullmann (Bio-Landwirt, Tinos Allerbüffel) gewonnen werden. Er stellt die Tiere und übernimmt die Pflege. Eine Zufütterung findet bewusst nicht statt, um Nährstoffeinträge zu vermeiden.

Seit Juni 2025 leben hier acht Wasserbüffel – ein Bulle und sieben Kühe. Anfangs noch zurückhaltend, erkunden sie inzwischen selbstbewusst ihre neue Heimat, legen Suhlen an, weiten schmale Gräben auf und halten Gehölze kurz.

So entsteht Schritt für Schritt ein lebendiges Mosaik aus Nasswiesen, Gewässern und Röhrichten – ein Gewinn für Artenvielfalt und Landschaft.

Wasserbüffel bei Essel. Foto: Ökologische Station Aller-Böhme

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